Soziales Mönchengladbach – Die Stadt für alle [1] - Marke Mönchengladbach
- Veröffentlicht: Freitag, 09. November 2018 14:51
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Kann die Kreierung einer „Marke Mönchengladbach“, wie immer diese aussehen mag, eine Lösung sein? Was kann Hoffnung geben auf Integration, Inklusion, Teilhabe und mehr sozialer Gerechtigkeit in einer Stadtgesellschaft wie Mönchengladbach? Wenn es der Masterplan 3.0 und MG+ - Wachsende Stadt nicht können, was dann? Nach Prof. Jung muss etwas „gefunden“ und nicht „erfunden“, also die Besinnung auf einen Mythos oder aber reale historische Fakten, die ehedem für bzw. in der Stadt Mönchengladbach von Bedeutung waren und auch noch sind. Fündig wurde er dabei nicht nur beim Volksverein für das katholische Deutschland (1890-1933), sondern auch beim rheinischen Kapitalismus und dem Sozialkatholizismus von Franz Brandts und Franz Hitze. In Mönchengladbach wurde nicht nur die moderne katholische Soziallehre erfunden, vielleicht auch der soziale Wohnungsbau („Gladbacher Haus“), sondern auch vielfältige soziale und caritative Projekte praktiziert, übrigens bis heute.
Diese soziale Vergangenheit bzw. sozialen Geschichten der gesamten Stadt Mönchengladbach, die natürlich aufs Engste mit der Textindustriekultur verbunden ist, könnte, so Prof. Jung für ein allgemein akzeptables und überzeugendes „Narrativ“ (Erzählung, Geschichte) heute genutzt werden, dass alle Stadtbewohner einbezieht und Ihnen Zugehörigkeit zu einem Gemeinwesen verschafft. Schließlich haben die einst ca. 1.143 Textilbetriebe im Mönchengladbacher Raum nachhaltige Spuren in den emotionalen Einstellungen und sozialen Befindlichkeiten der Gladbacher Bevölkerung hinterlassen, die im kulturellen Gedächtnis durchaus noch vorhanden sind. Viele identitätsstiftende Erzählungen der textilindustriellen Vergangenheit sind immer noch virulent, wenn sie auch meist nicht beachtet werden und im politischen Alltagsgeschäft keine Rolle spielen.
Angesichts dessen kann es nicht verwundern, dass die sozial bedeutsame Geschichte Mönchengladbachs (das Narrativ), um nicht zu sagen das kollektive Gedächtnis Mönchengladbachs, in den vielen im Kontext mit der Textilindustriekultur entstandenen sozialen Bewegungen (z.B. Verein „Arbeiterwohl“, „rote“ Kapläne, Volksverein, katholische Soziallehre, Innere Mission, Arbeitervereine, rheinischer Kapitalismus, Sozialpolitik in Weimarer Zeit etc.) heute kaum noch Beachtung erfahren. Beachtung findet seit einigen Jahren allenfalls der Gesichtspunkt der Textiltechnik, der mit der Etablierung des Textiltechnikums in der Monfortschen Maschinenbauhalle sichtbar zum Ausdruck gekommen ist. Auch hat sich aus Kreisen des Fachbereichs Textilwesen der Hochschule Niederrhein und der heimischen Textilindustrie der Projektwille gezeigt, die wirtschaftliche und technische Seite der Textilgeschichte wieder an die Oberfläche zu holen und zu einem Zukunftsthema zu machen.
Dennoch legen sie die „gefundene“ Idee Prof. Jungs fast zwingend nahe, der die „Marke“ Mönchengladbach als Kommunikationsdesigner so formuliert: „Soziales Mönchengladbach – Eine Stadt für alle“. Dafür spricht durchaus einiges. Zumal hierdurch nicht nur die soziale Geschichte bzw. Vergangenheit Mönchengladbachs mit der Gegenwart verbunden wird, sondern auch ein für die Mehrheit der Mönchengladbacher gemeinsamer Nenner impliziert ist, der eine Identifikation mit der Stadt Mönchengladbach zumindest ermöglicht. „Soziales Mönchengladbach – Eine Stadt für alle“ integriert und schließt niemanden mehr aus der Stadtgesellschaft aus. Eine starke Botschaft aber nicht allein für den inneren zukünftig zwingend notwendigen Zusammenhalt des immer mehr multikulturellen Mönchengladbachs, sondern auch eine durchaus starke Botschaft nach außen: Von der Wiege der katholischen Soziallehre bis zu einer gewinnbringenden friedvollen Koexistenz des Heterogenen,5 und vielleicht auch mehr.